Bargeldlos zahlen in der Kirche

Das bargeldlose Bezahlen mit Kreditkarte oder Girocard (ehemals EC-Karte) ist so gut wie überall möglich. Das kontaktlose Bezahlen macht den Transaktionsprozess dazu auch noch sehr viel schneller und einfacher. Diesen technologischen Fortschritt nutzen nun auch gesellschaftliche Gruppen, die eigentlich nicht so viel mit der Digitalisierung zu tun haben.

Kirchenkollekte

Die Kirchenkollekte ist eine Geldsammlung für kirchliche oder karitative Zwecke. In der evangelischen Kirche ist es üblich, dass am Ende des Gottesdienstes ein Weidenkörbchen oder Sammelbeutel durch die Reihen gegeben wird, in den die Kirchenbesucher ein paar Euro als Spende legen können. Natürlich sind diese Spenden optional und kein Zwang. Der Brauch geht auf den Apostel Paulus zurück, der seine Gemeinde in Korinth mit den Worten: „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“ dazu motivieren wollte, für die Christen in Jerusalem zu spenden. Die Sammlungen sind für die Kirchen und ihre sozialen Einrichtungen eine wichtige Einnahmequelle. Mit den Spenden werden Kinder- und Jugendarbeit, die Kirchenmusik, die Diakoniestationen und weitere soziale Einrichtungen finanziert. Jedes Jahr werden rund 3,5 Millionen Euro der Kirche gespendet. Doch für die Gemeinden sind diese Spenden mit immer mehr Aufwand verbunden. Banken erheben nämlich teils hohe Gebühren für Münzeinzahlungen oder stellen, wie die in Kirchenbesitz befindliche Evangelische Bank, das Bargeldgeschäft ganz ein.

Bargeldlos spenden

Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und die Evangelische Bank haben sich nun zusammengetan, um den Aufwand der Gemeinden zu senken. Sie haben den weltweit ersten elektronischen Klingelbeutel herausgebracht. Den Prototypen des neuen Klingelbeutels hat die Kirche mit einem 3D-Drucker erstellt. Das Prinzip ist mittlerweile europaweit als Patent und für den Gebrauchsmusterschutz angemeldet. Wie bei einer herkömmlichen Kollekte kann mit dem elektronischen Klingelbeutel auch weiterhin Bargeld gespendet werden, aber nun kann auch bargeldlos gespendet werden. Im Griff des Kollektenbeutels befindet sich dazu ein Bezahlterminal. Durch einen eingebauten Funkchip kann dadurch sogar kontaktlos und ohne Eingabe einer PIN mit Kredit- oder Debitkarte gespendet werden. Wie viel gespendet wird, kann mit einem Rädchen am Griff des Klingelbeutels eingestellt werden. Aus Sicherheitsgründen ist die Spende derzeit aber maximal auf 25 Euro begrenzt. Ab Dezember 2018 soll der elektronische Klingelbeutel bundesweit in Gemeinden zum Einsatz kommen, nachdem er im Herbst einem Testlauf in Gemeinden in Berlin unterzogen wird.

Die Digitalisierung der Kirche

Das Prinzip des bargeldlosen Spendens ist dabei gar nicht neu. In anderen Ländern, wie Frankreich oder Schweden, wird schon länger bargeldlos in Gottesdiensten Geld gesammelt. Die Art des bargeldlosen Geldspendens in anderen Ländern benötigt aber noch die Eingabe der PIN. Die deutsche Variante verzichtet vollkommen auf die PIN-Eingabe. Das macht die deutsche Version vor allem sehr schnell und einfach für die Gottesdienstbesucher. Da momentan aus Sicherheitsgründen maximal 25 Euro gespendet werden können, soll es in Zukunft noch Erweiterungen zu dem Konzept geben, damit auch mehr gespendet werden kann. Dazu wird momentan eine App entwickelt, die es den Spendern möglich machen soll, Beträge über 25 Euro zu spenden. Auch sollen an den Ausgängen der Kirchen Kreditkartenterminals angeboten werden, wo ebenfalls höhere Beträge gespendet werden können. Diese benötigen dann aber die Eingabe der PIN. Diese Anpassung der Kirche an die Bedürfnisse und Präferenzen der Gottesdienstbesucher zeigt, dass die Digitalisierung auch in diesem Bereich der Gesellschaft angekommen ist und akzeptiert wird, da sie einige Vorteile mit sich bringt. Auch wenn die Anpassung schlussendlich zwar vor allem praktische Gründe hat, werden sich auf lange Zeit gesehen, die elektronischen Klingelbeutel für die Gemeinden lohnen.