Kartenzahlungen verdrängen das Bargeld

Die Nutzung von Bargeld in Deutschland ist stark rückläufig, stattdessen setzen immer mehr Verbraucher auf Karten. Ein langfristiger Trend?

In Zeiten des Coronavirus hat sich in Deutschland vieles verändert, das gilt natürlich auch in Hinblick auf Zahlungen. Am Kassenterminal sieht man heutzutage deutlich öfter eine Karte aus dem Kreditkarten-Vergleich und seltener Bargeld. Der Prozess geht dadurch meist schneller, doch dieser Zeitgewinn ist nicht unbedingt der Grund dafür, dass die Deutschen sich verstärkt vom Bargeld verabschieden. Vielmehr geht es um gesundheitliche Bedenken, den Schutz der Kassierer und Bitten vom Handel. Könnte daraus auch ein langfristiger Trend entstehen?

Bargeldanteil könnte von 52 auf 32 Prozent sinken

Die Experten von Oliver Wyman haben in einer Studie untersucht, wie sich die Nutzung von Bargeld in Deutschland verändern wird. Noch im Jahr 2017 hatten knapp 52 Prozent aller Deutschen im Einzelhandel primär mit Bargeld bezahlt, schon zuletzt waren es nur noch 47 Prozent. Das Coronavirus und die damit verbundenen Zweifel hinsichtlich der Hygiene des Zahlungsmittels werden den Prozess noch einmal beschleunigen. Wie weit der Anteil der Barzahlungen bereits gesunken ist, weiß zwar niemand sicher, Schätzungen bewegen sich aber zwischen 20 und 40 Prozent. Mittelfristig, so Oliver Wyman, wird der Anteil der Barzahlungen allerdings auf 32 Prozent im Jahr 2025 sinken. Durch das Coronavirus und dessen Folgen könnte dieser Wert aber sogar deutlich früher erreicht werden.

Durch eindringliche Bitten zu mehr Kartenzahlungen

Zwar finden immer mehr Deutsche ein Zahlungsmittel wie die Barclaycard Visa oder auch die Deutschland-Kreditkarte sehr praktisch, doch primär sind es doch die eindringlichen Bitten des Handels, auf Kartenzahlungen zu setzen. In jedem Supermarkt sieht man entsprechende Schilder, dass man eher auf Karte denn auf Bargeld setzen sollte. Eine repräsentative Umfrage von infas quo im Auftrag der Initiative Deutsche Zahlungssysteme e.v. (IDZ) zeigt, warum die Deutschen aktuell mehr mit Karte bezahlen. Besonders wichtig ist der Respekt vor Kassenpersonal (67 Prozent), aber auch Hygienegründe (56 Prozent), Abstand vom Personal (46 Prozent) oder auch die direkten Bitten der Händler (45 Prozent) spielen eine wichtige Rolle.

So viele bargeldlose Zahlungen wie nie zuvor

Auch Zahlen von Aldi Süd machen deutlich, wie groß der Trend hin zum kontaktlosen Bezahlen aktuell ist. Laut Angaben des Konzerns gegenüber dem Stern hat sich die Zahl der Kartenzahlungen um 20 Prozent erhöht und dass nur im noch vergleichsweise schwach von den Folgen des Coronavirus betroffenen Monat März. Im April und den ersten Wochen im Mai dürfte die Entwicklung noch stärker ausgefallen sein. Besonders hoch ist auch der Anteil an kontaktlosen Zahlungen. Allein bei Aldi Süd waren 40 Prozent aller Kartenzahlungen kontaktlos – dieser Trend wird wohl auch nach der akuten Krise anhalten