Klarna überrascht mit neuer Open-Banking-Plattform

Es kommt häufig vor, dass Unternehmen, abseits ihrer gewohnten Dienstleistungen und Waren, sich auch andere Geschäftsfelder erschließen möchten. Zahlungsdienstleister nehmen in der Regel für Unternehmen oder Händler Zahlungstransaktionen entgegen, authentifizieren diese und sorgen für eine reibungslose Abwicklung. Oftmals stellen sie auch die entsprechende Software zur Verfügung. Der Zahlungsdienstleister „Klarna“ beispielsweise macht sich jetzt eine neue Richtlinie zu Nutze, um sich in ein neues Geschäftsfeld einzuklinken.

Klarna erweitert sein Angebot

Das Unternehmen „Klarna“ wurde 2005 in Stockholm, Schweden gegründet. Klarna ist ein Zahlungsdienstleister im E-Commerce-Bereich. Die Kernleistung dieser Dienstleistungen besteht darin, die Zahlungsansprüche der Händler zu übernehmen und deren Kundenzahlungen abzuwickeln und somit Risiken für Käufer und Verkäufer auszuschließen. In Schweden werden rund 20 Prozent aller Online-Einkäufe mit Klarna abgeschlossen. Neben der Übernahme der Zahlungsansprüche, begibt sich das Unternehmen jetzt auch in ein neues Geschäftsfeld. Klarna stellt seine Datenschnittstellen ab sofort auch anderen Unternehmen zur Verfügung. Über diese Schnittstellen können Zahlungen auf dem Konto des Verbrauchers ausgelöst werden. Klarna ist aber nicht das einzige Unternehmen, das diese Art von Open-Banking anbietet. In Deutschland gibt es schon einige Finanz-Start-ups, die diesen Zugang zu Kontodaten anbieten. Das schwedische Unternehmen besitzt seit 2017 eine Banklizenz und benötigt daher keine zusätzliche Erlaubnis der Finanzaufsicht, um als Zahlungsauslöser- oder Kontoinformationsdienst zu agieren. Zur Zielgruppe von Klarna gehören dabei Fintechs, Banken und auch Firmen aus ganz anderen Branchen. Die Kunden brauchen selbst keine Erlaubnis der Finanzaufsicht. Viele Unternehmen interessieren sich bereits jetzt für diese Technologie und würden sie gerne nutzen.

Beweggründe

Es ist neu, dass das schwedische Unternehmen seine Technologie weitergibt. Der Konzern hatte zuvor noch nie seine Technologien extern an andere Unternehmen verkauft. Klarna verdankt seine Expertise rund um das Thema Kontoschnittstellen der Übernahme des deutschen Fintechs „Sofort GmbH“. Seit 2014 gehört der Anbieter des Online-Bezahldienstes Sofortüberweisung zu dem schwedischen Unternehmen. „Sofort“ wurde 2005 gegründet und hat als erstes Unternehmen im Auftrag von Verbrauchern Überweisungen auf ihren Konten ausgelöst. Kunden müssen keine langen Kartennummern eingeben und nicht einmal einen Account eröffnen. Dazu mussten die Kunden nur ihre Login-Daten zum Online-Banking auf der Webseite von Sofort eingeben. Mit der Open-Banking-Plattform möchte Klarna nun eine Art „neues Ökosystem“ in diesem Bereich aufbauen und neue Partner werben. Die Open-Banking-Plattform von Klarna bietet Zugriff auf rund 99 Prozent der Online-Banking-Kunden in aktuell 14 europäischen Märkten sowie gut 4.300 Banken.

PSD2 sorgt für Erfolg

Die zweite EU-Richtline zu Zahlungsdienstleistungen (auch „PSD2“ genannt) trat im Januar 2016 in Kraft. Die Richtlinie war innerhalb der europäischen Länder im Zeitraum von zwei Jahren in das Recht des Mitgliedstaates umzusetzen. Diese Richtlinie macht es dritten Zahlungsdienstleistern erstmals möglich auf verschiedene Funktionalitäten des vom Kunden geführten Online-Kontos zuzugreifen. Kontoführende Zahlungsdienstleister müssen den Zugang und die entsprechenden Informationen den Drittdienstleistern unentgeltlich zur Verfügung stellen. Durch diese Richtlinie können Unternehmen, wie Klarna, erst als Zahlungsauslöse- und Kontoinformationsdienst arbeiten. Zahlungsauslösedienste (ZAD) sind dazu berechtigt im Namen eines Kunden Überweisungen von dessen Konto anzustoßen. Ein Kontoinformationsdienst (KID) darf dagegen Informationen aus den Kontobuchungen ziehen und kann Nutzern damit unter anderem eine Finanzübersicht über all ihre Konten bieten oder aus den Daten auch Aussagen über die Bonität treffen.